
„Wir müssen mehr KI in die Wertströme bringen.“
Dieser Satz fiel kürzlich in einem Podcast von Sascha Lobo und er blieb hängen.
Denn er klingt richtig, aber er greift zu kurz.
Viele Unternehmen versuchen derzeit, Künstliche Intelligenz in ihre Prozesse, Teams und Projekte zu integrieren. Sie investieren in Tools, Copiloten und Datenplattformen, bilden Mitarbeitende weiter und fördern KI Initiativen.
Doch wenn man nach den messbaren Ergebnissen fragt, bleibt oft Ernüchterung zurück.
Laut einer aktuellen Studie von McKinsey nutzen rund achtzig Prozent der Unternehmen bereits KI, aber nur bei etwa einem Prozent zeigen sich positive Effekte.
Wie kann das sein?
Die neue Agilitätsfalle
Vielleicht stehen wir gerade vor einer ähnlichen Entwicklung wie damals bei der Einführung agiler Arbeitsweisen.
Viele Organisationen haben Agilität als Methode verstanden, nicht als Systemprinzip. Es wurde lokal optimiert, Teams wurden schneller, transparenter und besser organisiert.
Aber auf Ebene der Gesamtorganisation änderte sich wenig.
Bei KI ist es ähnlich.
Aktuell wird viel individuell optimiert. Menschen experimentieren, Teams automatisieren Teilprozesse, Abteilungen setzen neue Tools ein.
Doch die Wirkung auf die gesamte Organisation bleibt gering.
Warum ist das so?
Weil viele Unternehmen ihre Wertströme nicht kennen oder sie nicht wirklich verstehen.
Wertströme als blinder Fleck
In den neunziger Jahren gab es eine ähnliche Euphorie. Damals hieß der Trend Prozessoptimierung.
Unternehmen haben standardisiert, automatisiert und reorganisiert, häufig mit großem Kapital und erheblichem Ressourceneinsatz.
Doch was optimiert wurde, waren oft Prozesse, die keinen echten Wert erzeugten.
Heute droht dieselbe Falle, nur diesmal mit KI.
Wer seine Wertströme nicht kennt, wer Engpässe, Abhängigkeiten und Informationsbrüche nicht versteht, wird auch mit KI keine Wirksamkeit erzeugen.
Oder einfacher gesagt: Wenn der Fluss stockt, hilft auch das beste Sprachmodell nicht.
Drei Schritte zu mehr Wirksamkeit mit KI
Wenn KI wirklich Wirkung entfalten soll, muss sie dort eingesetzt werden, wo sie Wert erzeugen kann, also im Fluss der Arbeit.
Ein möglicher Weg dorthin besteht aus drei Schritten.
Schritt 1: Wertströme sichtbar machen
Bevor KI integriert wird, braucht es Transparenz.
Welche Kern und Unterstützungs Wertströme gibt es? Wo entsteht Wert und wo wird er aufgehalten?
KI kann hier unterstützen, indem sie Daten aus Systemen, Projekten oder Kommunikation analysiert und Muster erkennt.
So lässt sich ein erstes Bild der tatsächlichen Wertschöpfung gewinnen.
Hilfreiche Patterns:
Solution Pattern 1: Flow Orientierung – macht den Fluss von der Idee bis zur Wertschöpfung sichtbar und fördert end-to-end Denken.
Solution Pattern 9: Aussagekräftige Metriken & Transparenz – schafft messbare Grundlagen, um Fortschritt, Engpässe und Wirkung datenbasiert zu erkennen.
Schritt 2: Engpässe und Flowstopper erkennen
Sobald die Wertströme sichtbar sind, geht es um die Ursachen für Reibung.
KI kann helfen, wiederkehrende Muster zu identifizieren, etwa Wartezeiten, Rückfragen, Schleifen oder Koordinationsprobleme.
Dadurch werden Blockaden sichtbar, die sonst verborgen bleiben.
Das Ziel ist nicht, Symptome zu automatisieren, sondern Ursachen zu verstehen.
Hilfreiche Patterns:
Solution Pattern 5: Eindeutige Rollen und Zuständigkeiten – reduziert Reibung durch klare Verantwortlichkeiten und Entscheidungsprozesse.
Solution Pattern 9: Aussagekräftige Metriken & Transparenz – hilft, Engpässe und Flowstopper anhand objektiver Daten zu erkennen.
Schritt 3: Wertströme optimieren
Erst jetzt wird KI zum echten Hebel.
Wenn klar ist, wo die Engpässe liegen, kann sie gezielt eingesetzt werden, zum Beispiel für Prognosen, Priorisierung, Entscheidungsunterstützung oder Automatisierung wiederkehrender Aufgaben.
So wird KI nicht zum Selbstzweck, sondern zu einem Werkzeug für echte Wirksamkeit.
Hilfreiche Patterns:
Solution Pattern 7: Learning & Improvement System – unterstützt kontinuierliche Verbesserung und Lernen aus KI-Experimenten.
Solution Pattern 10: Zielführender KI-Einsatz – sorgt dafür, dass KI dort eingesetzt wird, wo sie echten Mehrwert liefert.
Fazit
KI kann enorme Wirkung entfalten, aber nur, wenn sie im Kontext funktionierender Wertströme eingesetzt wird.
Ohne ein klares Verständnis für den Fluss der Arbeit, für Abhängigkeiten und Engpässe, entsteht keine nachhaltige Hebelwirkung.
Dann bleibt KI Stückwerk, ein weiteres Tool, ein weiteres Experiment, eine weitere lokale Optimierung.
Der Schlüssel liegt darin, den Blick zu weiten.
Weg von isolierten Anwendungsfällen und hin zu systemischer Wirksamkeit.
Erst wenn klar ist, wo und wie Wert entsteht und fließt, kann KI diesen Fluss wirklich beschleunigen.
