Solution Pattern #5

Klare Rollen und Zuständigkeiten

Damit alle wissen, wer wofür verantwortlich ist

Unklare Rollen führen zu Frust, Missverständnissen und doppelter Arbeit. Wenn Verantwortlichkeiten nicht eindeutig sind, entsteht Reibungsverlust – und am Ende leidet das Ergebnis.

Worum geht’s bei diesem Pattern?

Klare Rollen und Zuständigkeiten schaffen die notwendige Transparenz darüber, wer was entscheidet, wer welche Aufgabe übernimmt und wer am Ende Verantwortung trägt. Ziel ist es, Missverständnisse zu minimieren, Schnittstellen klar zu definieren und Teams echte Gestaltungsspielräume zu geben.

Es geht darum: Wer tut was, wer entscheidet was – und wie stellen wir sicher, dass diese Klarheit im Alltag auch wirklich gelebt wird?

Was dieses Muster bewirkt

Mit klar definierten Rollen und Verantwortlichkeiten arbeitet die Organisation effizienter zusammen:

  • Transparenz: Jede und jeder weiß, was erwartet wird und wer wofür zuständig ist.
  • Weniger Konflikte: Klare Zuständigkeiten reduzieren Reibungen und Missverständnisse.
  • Effizienz: Entscheidungen werden schneller getroffen, Aufgaben klarer verteilt.
  • Eigenverantwortung: Teams übernehmen Verantwortung, da sie wissen, wo ihr Gestaltungsspielraum liegt.
  • Verbesserte Zusammenarbeit: Klare Schnittstellen erleichtern teamübergreifendes Arbeiten.

Typische Anwendungssituationen

Dieses Pattern hilft, wenn…

  • ständige Diskussionen über Zuständigkeiten Zeit und Energie kosten.
  • …wichtige Aufgaben nicht erledigt oder doppelt bearbeitet werden.
  • Entscheidungen immer wieder eskalieren, weil keiner sich zuständig fühlt.
  • …Teams keine eigenverantwortlichen Entscheidungen treffen können, weil die Rollen unklar sind.

Was braucht es, damit es wirkt?

Damit klare Rollen und Zuständigkeiten wirksam sind, braucht ihr:

  • Eindeutige Rollendefinitionen: Klare, schriftlich dokumentierte und regelmäßig überprüfte Rollendefinitionen.
  • Transparente Entscheidungsprozesse: Klar kommunizierte Entscheidungswege und Kriterien.
  • Verantwortungskultur: Führungskräfte, die Verantwortung klar delegieren und unterstützen statt kontrollieren.
  • Offene Kommunikation: Kultur, in der Rollen regelmäßig reflektiert und gemeinsam optimiert werden.

Methoden, Frameworks & Modelle

Diese unterstützen euch dabei, Rollen und Zuständigkeiten klar zu definieren und zu leben:

  • RACI-Matrix: Klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten (Responsible, Accountable, Consulted, Informed).
  • Delegation Poker: Spielerische Klärung von Verantwortlichkeiten und Entscheidungsspielräumen.
  • Team Canvas: Gemeinsames Definieren von Rollen, Erwartungen und Verantwortlichkeiten innerhalb eines Teams.
  • SAFe (Scaled Agile Framework): Explizite Rollendefinitionen für große, skalierte agile Organisationen.
  • Flight Levels: Unterstützt klare Abgrenzungen von Verantwortlichkeiten auf operativer, koordinativer und strategischer Ebene.
  • Role Reviews: Regelmäßige Reviews zur Reflektion und Anpassung der Rollendefinitionen.

Was dieses Pattern nicht ist

Klare Rollen und Zuständigkeiten bedeuten nicht starre und unveränderliche Strukturen. Es geht nicht darum, Verantwortung auf einzelne Schultern zu konzentrieren – sondern Klarheit zu schaffen, wer wann welche Entscheidung treffen darf und soll.

Verwandte Solution Patterns

  • SP2: Strategie-Alignment – Wenn Rollen unklar sind, fehlt oft auch Orientierung. Dieses Pattern schafft Klarheit darüber, wie operative Arbeit zu strategischen Zielen beiträgt – und hilft, Rollen entlang gemeinsamer Zielbilder auszurichten.
  • SP4: Enabling Leadership – Klare Zuständigkeiten brauchen passende Führung. Dieses Pattern stärkt Führungskräfte darin, Verantwortung zu übergeben, statt alles selbst zu entscheiden – und schafft Raum für Eigenverantwortung.
  • SP9: Aussagekräftige Metriken & Transparenz – Rollen bleiben abstrakt, wenn Wirkung nicht sichtbar ist. Dieses Pattern sorgt dafür, dass Klarheit über Aufgaben und Verantwortungen auch durch wirksames Messen und Visualisieren gestützt wird.

Praxisbeispiel: Neue Rollen, neue Klarheit bei einem Automobilhersteller

Bei einem Automobilhersteller wurde großflächig auf agile Arbeitsweisen umgestellt. Neben der Einführung agiler Methoden, Tools und kultureller Prinzipien wurden neue Rollen wie Scrum MasterProduct Ownerund Product Manager etabliert. Gleichzeitig veränderte sich das Rollenbild der Führungskräfte grundlegend: Weg von der fachlichen Steuerung – hin zu einem Fokus auf Skill-Entwicklung, Coaching und Rahmengebung.

Die Herausforderung: Viele Mitarbeitende – sowohl in klassischen als auch neuen Rollen – wussten nicht genau, was von ihnen erwartet wurde. Es kam zu Missverständnissen, Doppelarbeit oder Entscheidungsstaus, weil Rollen unklar oder nicht gelebt wurden.

Der erste Schritt war, klare Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten für alle relevanten Rollen zu definieren – und dabei nicht nach dem Gießkannenprinzip vorzugehen. Statt „Rollendefinition per Mail“ wurden Einzelgespräche geführt, um die Veränderungen individuell einzuordnen. Was bedeutet die neue Rolle für mich? Was bleibt, was verändert sich? Was darf ich künftig nicht mehr tun?

Feedbackschleifen spielten eine zentrale Rolle: In Retros und Teamgesprächen wurden wiederkehrende Rollenkonflikte thematisiert und gemeinsam reflektiert („Wer entscheidet das eigentlich?“, „Wo greifen wir uns gegenseitig rein?“). Ergänzend wurde mit klaren Delegationslevels gearbeitet, um Entscheidungsbefugnisse transparent zu machen.

Kritische Erfolgsfaktoren:

  • Führungskräfte übernahmen Verantwortung für Klärung und Vorleben der neuen Rollenbilder
  • Die Einführung neuer Rollen wurde nicht als Selbstzweck verstanden, sondern als gemeinsamer Lernprozess
  • Unterschiedliche Reifegrade im Verständnis wurden akzeptiert – und systematisch adressiert

Das Ergebnis: Nach einigen Monaten zeigten sich spürbare Verbesserungen: Weniger Abstimmungsaufwand, mehr Entscheidungsfreude in den Teams – und ein wachsendes Verständnis dafür, wie Rollen zusammenspielen, ohne sich gegenseitig auszubremsen.

Wo fehlen euch klare Rollen und Zuständigkeiten – und welcher erste Schritt könnte für Klarheit sorgen?

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