Fit-for-Purpose Architektur
Damit Systeme nicht nur laufen, sondern wirken
Viele Organisationen kämpfen mit schwerfälligen, veralteten IT-Systemen. Neue Anforderungen werden mühsam eingebaut, alles wirkt wie ein Flickenteppich – statt wie ein tragfähiges Fundament. Technische Schulden blockieren Weiterentwicklung, das Business wartet, die Frustration steigt.
Worum geht’s bei diesem Pattern?
Fit-for-Purpose Architektur stellt die Frage in den Mittelpunkt: Wofür ist unser System eigentlich gedacht – und erfüllt es diesen Zweck wirklich gut?
Es geht nicht um Perfektion, sondern um Passung: Modular, zugänglich, anpassbar – damit Systeme mit dem Wandel mithalten können.
Was dieses Muster bewirkt
Mit Fit-for-Purpose Architektur wird die IT zum echten Enabler:
- Fokus auf Wirkung: Systeme werden nicht „auf Verdacht“ entwickelt, sondern entlang konkreter Nutzungsbedarfe gestaltet.
- Modularität: Neue Anforderungen lassen sich gezielt integrieren – ohne dass alles neu gebaut werden muss.
- Nachhaltigkeit: Technische Schulden werden sichtbar und systematisch abgebaut.
- Zusammenarbeit: Business und IT entwickeln gemeinsam – statt aneinander vorbei.
Typische Anwendungssituationen
Dieses Pattern hilft, wenn …
… bestehende Systeme Weiterentwicklung erschweren.
… viele Teams auf die gleiche monolithische Infrastruktur zugreifen.
… neue Anforderungen regelmäßig zu Workarounds oder Parallelstrukturen führen.
… niemand weiß, wie die Systemlandschaft eigentlich zusammenhängt.
Was braucht es, damit es wirkt?
Damit Fit-for-Purpose Architektur gelingt, braucht ihr:
- Transparenz über die Systemlandschaft: Was nutzen wir wofür?
- Architekturprinzipien, die Orientierung geben – z. B. Modularität, lose Kopplung, Domainorientierung.
- Zusammenarbeit zwischen Business und IT: Architektur ist nicht (nur) ein IT-Thema.
- Bewusste Entscheidungen über Weiterentwicklung vs. Ablösung.
- Pflege von Schnittstellen – technisch und kommunikativ.
Methoden, Frameworks & Modelle
Diese helfen euch, Architektur gezielt zu gestalten und weiterzuentwickeln:
- Domain-Driven Design (DDD): Strukturiert Systeme entlang fachlicher Kontexte – nicht technischer Komponenten.
- Evolutionäre Architektur: Ermöglicht laufende Anpassung – statt Big Design Up Front.
- Wardley Mapping: Zeigt, was strategisch differenzierend ist – und was standardisiert werden kann.
- Event Storming: Visualisiert Geschäftsprozesse und Systemverhalten – gemeinsam mit Fachbereichen.
- Technology Radar: Macht technologische Entscheidungen transparent und diskutierbar.
Was dieses Pattern nicht ist
Fit-for-Purpose Architektur ist kein Selbstzweck und kein neues Buzzword. Es geht nicht um die schönste Architekturzeichnung – sondern um Systeme, die ihren Zweck erfüllen. Wer nur auf technologische Eleganz setzt, aber die Nutzerbedarfe aus dem Blick verliert, verfehlt das Ziel.
Verwandte Solution Patterns
- SP1: Flow-Orientierung – Systeme als Teil durchgängiger Wertschöpfung
- SP3: Systematisches Demand Management – Nur Anforderungen umsetzen, die wirklich gebraucht werden
- SP8: Situativer Methodeneinsatz – Architekturentscheidungen als bewusster, kontextbezogener Prozess
Praxisbeispiel: Technische Schulden gezielt abbauen – statt immer nur neue Funktionen liefern
Eine Landesbank stand vor der Herausforderung, dass zentrale Anwendungen kaum noch wartbar waren. Über Jahre hinweg hatten sich technische Schulden aufgebaut – durch fehlende Architekturverantwortung, heterogene Systemlandschaften und permanente Priorisierung neuer Features.
Statt mit einem Big-Bang-Umbau zu starten, wurde eine bereichsübergreifende Taskforce ins Leben gerufen. Ziel: einen Rückbauplan für technische Schulden zu entwickeln und eine nachhaltige Architekturstrategie aufzusetzen.
Die Taskforce setzte auf Transparenz: Sie machte sichtbar, wo die größten Risiken und Engpässe lagen – nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch. Architekturprinzipien wurden geschärft, Entscheidungsprozesse geklärt und bestehende Systeme auf Zukunftsfähigkeit bewertet.
Die entscheidende Stellschraube: Die Taskforce streute die Rückbau-Maßnahmen in die bestehende Projektportfolioplanung ein – als eigenständige Vorhaben, mit klarer Priorität und einem Sponsor im Senior Management. So wurden die Maßnahmen wie klassische Projekte behandelt – mit realistischem Zeithorizont, Kapazität und Wirkung.
Das Ergebnis: Technische Schulden wurden nicht länger ignoriert, sondern systematisch reduziert. Gleichzeitig wuchs das Architekturverständnis im Unternehmen – und der Weg war frei für strategische Modernisierung.
Wie KI unterstützen kann
KI kann bei der Bewertung und Weiterentwicklung komplexer Systemlandschaften wertvolle Impulse liefern:
- Erkennung technischer Schulden: Durch Mustererkennung in Code-Repositories, Tickets oder Change-Logs kann KI auf technische Schulden oder veraltete Abhängigkeiten hinweisen.
- Systemlandkarten analysieren: KI kann dabei helfen, Zusammenhänge zwischen Systemen, Schnittstellen und Nutzungsverhalten zu identifizieren und visuell aufzubereiten.
- Priorisierung von Architekturvorhaben: Basierend auf Wirkzusammenhängen, Nutzungshäufigkeit oder Risikopotenzial kann KI helfen, systematische Architekturentscheidungen datenbasiert zu unterstützen.
Der Vorteil: KI schafft Transparenz in komplexen Architekturen und unterstützt Entscheidungen über nachhaltige Veränderungen – ohne die Architektursouveränität zu ersetzen.
