Solution Pattern #7

Learning & Improvement System

Lernen, reflektieren, besser werden – strukturiert und kontinuierlich

Viele Organisationen sprechen von Lernkultur – aber im Alltag bleibt wenig Zeit, um wirklich innezuhalten. Retrospektiven versanden, Lessons Learned verschwinden im SharePoint, und Verbesserungsideen werden zwar gesammelt, aber nicht umgesetzt.
Die Folge: Teams wiederholen dieselben Fehler, Chancen bleiben ungenutzt, und das Lernen bleibt dem Zufall überlassen.

Worum geht’s bei diesem Pattern?

Ein Learning & Improvement System schafft einen Rahmen für systematisches Lernen – individuell, im Team und auf Organisationsebene.
Es sorgt dafür, dass Erkenntnisse sichtbar, zugänglich und anschlussfähig werden – und dass aus Reflexion auch Umsetzung folgt.

Ziel ist es, Lernen nicht als „Extra“ zu sehen, sondern als integralen Bestandteil der Arbeit: Was lief gut? Was nicht? Was lernen wir daraus – und was machen wir anders?

Ein solches System ist kein einmaliges Format, sondern eine Kombination aus Methoden, Routinen und Haltungen, die Lernen zur Gewohnheit machen

Was dieses Muster bewirkt

Mit einem strukturierten Learning & Improvement System…

  • wird Lernen systematischer und wirksamer
  • entstehen kontinuierliche Verbesserungen – statt punktueller Strohfeuer
  • werden Fehlerquellen frühzeitig erkannt und vermieden
  • verbessert sich die Zusammenarbeit durch gemeinsame Reflexion
  • entsteht eine Kultur der Offenheit und Entwicklung

Typische Anwendungssituationen

Dieses Pattern hilft, wenn…

… der Wunsch nach Feedback und Lernen da ist – aber der Rahmen fehlt
Retros oder Reviews regelmäßig stattfinden – aber wenig Veränderung folgt
…. Verbesserungsideen immer wieder aufpoppen – aber im Alltag versanden
dieselben Probleme in unterschiedlichen Teams immer wieder auftauchen

Was braucht es, damit es wirkt?

Damit ein Learning & Improvement System funktioniert, braucht ihr:

  • Verlässliche Routinen: Regelmäßige Formate wie Retros, Reviews, Learning Circles
  • Sichtbarkeit & Zugriff: Erkenntnisse, Experimente und Learnings müssen dokumentiert und auffindbar sein
  • Verantwortung & Umsetzung: Lernen ist nur dann wirksam, wenn daraus Handeln folgt – z. B. durch Experimente, Maßnahmen oder Impulse
  • Psychologische Sicherheit: Lernen braucht Vertrauen, Offenheit und ein wertschätzendes Miteinander
  • Kultur, die Irritationen ernst nimmt: Wo wird etwas hinterfragt? Wo hakt’s? – Das sind wertvolle Lernmomente

Methoden, Frameworks & Modelle

Diese Formate und Ansätze helfen euch, Lernen sichtbar und wirksam zu machen:

  • Retrospektiven: Kontinuierliche Teamreflexion & Verbesserung
  • After Action Reviews: Reflexion direkt nach Vorfällen oder Releases
  • Experiment Boards: Hypothesen entwickeln, testen, lernen
  • OKR-Reflections: Was haben wir erreicht – und was gelernt?
  • Improvement Kata: Strukturiertes Lernen mit Zielzustand & Lernschritten
  • Communities of Practice: Lernen über Team- oder Bereichsgrenzen hinweg
  • Peer-Reviews & Feedback-Loops: Direkte Rückkopplung in der Zusammenarbeit

Was dieses Pattern nicht ist

Ein Learning & Improvement System ist kein einmaliger Workshop oder eine externe Schulung. Es geht nicht um Trainingsnachweise, sondern um gelebte Praxis: das kontinuierliche Innehalten, Lernen, Anpassen – im echten Arbeitskontext.

Verwandte Solution Patterns

  • SP2: Strategie-Alignment – Lernen ist nur wirksam, wenn es mit den strategischen Zielen verbunden ist
  • SP4: Enabling Leadership – Führung, die Lernen unterstützt, statt es zu kontrollieren
  • SP10: Aussagekräftige Metriken & Transparenz – Lernen braucht Orientierung: Was wirkt? Was nicht?

Praxisbeispiel: Lernen sichtbar machen – über die Teams hinaus

Ein Versicherungskonzern stellte fest: Obwohl viele Teams regelmäßig Retros durchführten, blieben bereichsübergreifende Lernchancen ungenutzt.
Die Lösung: Einführung eines mehrstufigen Learning-Systems – mit Retros auf Team-, Abteilungs- und Bereichsebene. Erkenntnisse wurden in einem übergreifenden „Learning Backlog“ dokumentiert, regelmäßig priorisiert und systematisch nachverfolgt. Ergänzend wurde ein internes Learning Lab eingeführt – für Experimente, Austauschformate und Peer-Learning.

Das Ergebnis: Besserer Wissenstransfer, gezieltere Verbesserungen – und das Gefühl, dass Lernen nicht nur erlaubt, sondern gewünscht ist.

Was wäre der erste kleine Schritt, um Lernen in deinem Team oder Bereich systematisch zu verankern?

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